Samstag, 3. Oktober 2009

Kino | (500) Days Of Summer

"Roses are red, violets are blue,... fuck you, whore!"

- Grußkarte von Tom Hansen

Noch gar nicht so lange ist es her, dass ich "He's just not that into you" verrissen habe. Immer das selbe mit den unsäglichen "RomComs", die fast ausnahmslos aufs weibliche Publikum zugeschnitten zu sein scheinen und uns Männer nicht wirklich ansprechen. Doch was ist das?


"Here's the thing- historically romcoms have a very particular, defined audience: women. I guess the rule of thumb goes something like this: Girls like romance. Guys like farts. And even though I, a dude, loved this project from the beginning – people seemed to talk about it like a romcom. It seemed inescapable. But whatever. The script was the script and HOW I was going to make the movie wasn't going to change by virtue of its label. It is what it is. A rose by any other name would smell as sweet, right?"

Das Zitat stammt von Regisseur Marc Webb, der mit (500) Days Of Summer seinen ersten Spielfilm abliefert. Eine RomCom die von Männern geschrieben und umgesetzt wurde? Und dazu noch auf dem Hamburger Filmfest läuft? Habe ich mir direkt mal angesehen.




Eine umfangreiche Inhaltsangabe spare ich mir an der Stelle, da es wirklich nicht viel zu sagen gibt. Nur soviel: Die Wege von Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt) und Summer Finn (traumhaft: Zooey Deschanel) kreuzen sich und die Beiden verbringen 500 Tage miteinander. Die Höhe- und Tiefpunkte ihrer Beziehung sind in gut 90 Minuten festgehalten.

Um die abgedroschene Grundidee der Handlung etwas zu kompensieren, hat der Film mehrere Kniffe zu bieten. Beispielsweise die nicht lineare Erzählstruktur. Die erste Szene die man sieht findet am 488. Tag statt. Weiter geht es mit Tag 1, Tag 290, und so weiter. Ein simpler aber sehr effektiver Trick, um von Anfang an eine Spannung in die Geschichte einzubauen. So wechseln sich fröhliche und traurige Momente stets ab und man kann die emotionale Achterbahnfahrt, in der sich vor allem die männliche Hauptfigur befindet, miterleben. Auch visuell wurden in (500) Days Of Summer einige frische Ideen umgesetzt. Eine Szene zum Beispiel zeigt per Splitscreen ein Ereignis, das auf zwei verschiedene Weisen abläuft. Ein mal so wie der betroffene Charakter es sich vorstellt, und ein mal so wie es wirklich passiert ist. Liest sich sicherlich nicht besonders gut, aber beim Ansehen des Films bietet es eine angenehme Abwechslung.

Das größte Ass des Films sind seine Figuren. Beide werden gleichermaßen sorgfältig und detailliert gezeichnet und es entsteht nicht zuletzt dank der jeweiligen Schauspieler sofort eine Chemie zwischen den Beiden. Neben all dem Freud und Leid das in einer Beziehung entsteht finden sich auch reichlich heitere Szenen, die dem Film die nötige Balance geben. Zur gleichen Zeit gelingt das Kunststück, einen Film zu drehen der auch nach Sichtung eine Weile im Kopf bleibt. Schließlich wird unter der Oberfläche zum Ende hin die Frage behandelt, was sich eigentlich hinter dem abgenutzten und klischeeversuchten Begriff "Liebe" verbirgt und was eine Liebesbeziehung ausmacht.
Ist es, gemeinsam Zeit verbringen und sich gegenseitig zum Lachen zu bringen? Ist es, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und seine geheimsten Geheimnisse preiszugeben? Oder definiert sich eine wirkliche Liebesbeziehung nur durch die körperliche Liebe? Genau wie die Charaktere dieses wundervollen Films hat wohl auch jeder Zuschauer eine andere Definition und Vorstellung davon.

Mit (500) Days Of Summer hat das Team um Regisseur Marc Webb einen wirklich erstklassigen Film abgeliefert. Leidenschaftlich erzählt und gespielt und über die gesamte Laufzeit unterhaltsam gelingt es ihnen, das Thema Liebe ernsthaft und kitschfrei zu behandeln. Eine respektable Leistung !

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