Montag, 25. Oktober 2010

A Serbian Film

Die Handlung ist in nur wenigen Sätzen erzählt. Dem ehemaligen Pornostar Milos geht langsam aber sicher das Ersparte aus als aus dem Nichts ein Angebot des Regisseurs Vukmir kommt. Ein letzter Auftritt, mit dem Milos und seine Familie ausgesorgt haben. Die Bedingung: Er darf nicht wissen was in dem Film passiert.


Das Debüt des jungen serbischen Regisseurs Srdjan Spasojevic zählt zu den am meisten und hitzigsten diskutierten Filmen des Jahres 2010. Seit seiner Weltpremiere in den USA im März zieht er eine Spur aus Verrissen und Empörung aber auch Lob und Anerkennung durch Filmfestivals auf der ganzen Welt. Seine erste und wahrscheinlich letzte Vorführung in Deutschland fand im Rahmen des 18. Hamburger Filmfests statt.

Spasojevic stößt seinen Hauptcharakter Milos in einen Abgrund voller Sex, Gewalt und Perversion. Dabei lässt er weder grausame Szenarien aus, noch schwenkt er in kritischen Momenten diskret ab. "A Serbian Film" weist objektiv gesehen kaum Schwächen auf. Er ist gut geschrieben, gespielt, gedreht und geschnitten, was ihn zu einem mehr als soliden Thriller macht. Der Film setzt sofort zu Beginn einen beunruhigenden Grundton und baut über seine gesamte Länge eine konstante Spannung auf, die in einem perfekten Ende mündet. Durch die Einstreuung der teilweise extrem abstoßenden Bilder erreicht er eine Intensität wie ich sie auf einer Leinwand zuvor noch nicht gesehen habe.

Auch wenn die Phrase sehr abgelutscht ist, "A Serbian Film" spaltet seine Zuschauergemeinde wie kein anderer Film es jüngst getan hat. Seit im Internet die ersten Raubkopien die Runde machen wird in Foren (sehr) lebhaft über den Film, die Gewalt und seine Notwendigkeit diskutiert. Auf der Contra-Seite empörte Zuschauer, die ein so starkes Maß an Filmgewalt nicht gutheißen und den Film als Schund und Gewaltporno abstempeln. Auf der anderen Seite die, die "A Serbian Film" für seine Bildgewalt und gute Machart zu schätzen Wissen.

Beide Seiten haben absolut recht. Es ist Sache jedes Einzelnen zu entscheiden, was man auf dem Bildschirm sehen kann und möchte. Und es ist mehr als verständlich, dass diese Grenze für manches Gemüt mit "A Serbian Film" weit überschritten ist. Trotz allem ist und bleibt der Film Fiktion, ein wichtiger Punkt den viele der empörten Kritiker, die teilweise Strafverfolgung des Regisseurs verlangen, scheinbar vergessen haben.


Also, warum das Ganze? Vielerorts wird dem Film vorgeworfen, er würde seine extremen Szenen nur zum Schock einsetzen und letztendlich darüber hinaus nicht mehr anbieten können. Laut Spasojevic selber ist der Film ein Porträt des von Kriegen und Konflikten zerrütteten Serbien, der mit Metaphern arbeitet um ein unbehagliches und beängstigendes Gefühl zu vermitteln. Und das schafft er definitiv.

Als einer der Pioniere der international bekannten serbischen Filme trägt der Film die deutliche Handschrift eines jungen Serben der in einer von Krieg und Gewalt zerstörten Heimat aufgewachsen ist und fest entschlossen ist, seine Wut und die seiner Landsmänner auf Film zu bannen und der Welt zu zeigen.
"A Serbian Film" ist ein lauter Schrei. Ein kompromissloser Film der sowohl Respekt als auch Verachtung, aber vor allem Aufmerksamkeit für die aufkeimende Generation von Filmemachern aus der serbischen Region generiert.

Ganz nebenbei ist er auch ein extrem spannender, gut gemachter und auf abstoßende Art und Weise faszinierender Thriller.

1 Kommentar:

gloiman hat gesagt…

das großartigste an dem film ist ja wohl der titel.