Kino | Bad Lieutenant - Port of Call: New Orleans

"It's amazing how much you can get done when you have a simple purpose guiding you through life."

- Terence McDonagh (Nicolas Cage)

Leider habe ich "Bad Lieutenant" aus dem Jahr 1992 nie gesehen. Also kann ich ihn auch nicht mit Werner Herzogs aktuellem (fast) gleichnamigem Film vergleichen. Aber wenn man den ersten Stimmen zum Film glauben mag, unterscheiden sich beide Filme sowohl in puncto Handlung als auch als Charaktere. "Port Of Call: New Orleans" lief im Zuge des Hamburger Filmfests, noch vor US-Start. Da mich der Film sowieso schon lange interessiert und der Trailer mir sehr gut gefallen hat, natürlich ein Pflichttermin für mich.

Nicolas Cage ist Terence McDonagh, wir sehen ihn das erste Mal als er zusammen mit seinem Partner Stevie (Val Kilmer) sein vom Hurrikan Katrina zerstörtes Polizeipräsidium durchwühlt. Wenige Momente später ist Terence zwar um eine Beförderung zum Lieutenant, aber auch um einen kaputten Rücken reicher. Um seine von nun an chronischen Rückenschmerzen in Schach zu halten, greift er neben Vicodin auch zu etwas drastischeren Substanzen. Dies ist die Ausgangssituation des Films. Der Rest bietet plotmäßig nichts Revolutionäres. Auf der Suche nach dem Mörder einer fünfköpfigen Familie gerät Terence sowohl privat als auch professionell vor immer größere Abgründe. Eines der größten Asse des Films ist die permanente Unvorhersehbarkeit, ich hatte jedenfalls zu keiner Zeit eine realistische Vorstellung, wie der Film enden könnte. Daher möchte ich auch nichts weiter zu der Geschichte schreiben.

Terence und seine Freundin Frankie (Eva Mendes)

Ich halte Nicolas Cage für unterbewertet. Natürlich hat er, vor allem in den letzten Jahren, nicht nur hochgradig anspruchsvollen Output hervorgebracht, trotz allem ist er ein starker Charakterdarsteller, was man zuletzt am Besten in "Lord of War" gesehen hat. Und in "Port of Call: New Orleans" kann er erneut punkten. Und das nicht zu knapp. Sein Charakter Terence ist ein extrem zwielichtiger und rätselhafter Charakter. Man weiß nie wirklich, ob man sich auf seine Seite schlagen soll oder doch lieber Abstand halten sollte. Cage stellt hier eine zum Teil beängstigende Unberechenbarkeit dar, die zeitweise ein wenig an Heath Ledger's Joker erinnert. Nur handelt es sich bei Terence um einen der "Guten", der im Gegensatz zum Joker noch hier und da den Wahnsinn zu unterdrücken versucht. Ohne zu viel verraten zu wollen kann ich jedem versprechen, dass er vom Bad Lieutenant mehr als ein mal überrascht wird.

Der unkonventionelle Charakter seiner Hauptfigur durchzieht den ganzen Film. Gepflegt legt Werner Herzog sämtliche Hollywood-Tugenden bei Seite und dreht einen Cop-Film der so vollgepackt mit schwarzem Humor ist, dass beinahe jeder Lacher im Hals stecken bleibt. Abgelöst wird der bittere Galgenhumor von absurden und deplaziert wirkenden Sequenzen (Stichwort Reptilien), die ihr Übriges tun um die Unberechenbarkeit des Films zu unterstreichen.

"Bad Lieutenant - Port of Call: New Orleans" ist ein erfrischender Krimi, der durch einen starken Hauptdarsteller, eine entsprechend starke Hauptfigur und literweise pechschwarzen Humor sehr unterhaltsam und kurzweilig daherkommt. Sicherlich nicht für jeden, aber einer der wenigen Genrefilme, die ihr Genre ein stückweit neu erfinden können

8,5/10