Dienstag, 15. Februar 2011

The King's Speech

Bis zur Ankündigung der diesjährigen Oscar-Nominierungen hatte ich von "The King's Speech" nicht wirklich Notiz genommen. Zugegeben, trotz der mit Namen wie Colin Firth und Geoffrey Rush glänzenden Besetzung regt ein Biopic über einen englischen Monarchen des frühen 20. Jahrhunderts nicht mein stärkstes Interesse. Geändert hat sich dies im vergangenen Januar, als "The King's Speech" mit insgesamt 12 Nominierungen zu einem der wichtigsten Oscar-Kandidaten des Jahres avancierte. Mit Ausnahme der besten Hauptdarstellerin ist der Film für alle Hauptpreise mit im Rennen. Bester Hauptdarsteller, bestes Drehbuch, beste Regie und natürlich bester Film. Außerdem nominiert sind u.A. Schnitt, Kamera und Art Direction. Wow. Dank der Jungfern-Sneak im Streits konnte ich wenige Tage im Voraus einen Blick auf das Wunderkind der 2011er Oscars werfen.

The King's Speech

Wir befinden uns im England der 30er Jahre und eine Wachablösung auf dem britischen Thron steht unmittelbar bevor. In "The King's Speech" wird das Leben des britischen Monarchen Prinz Albert geschildert, der in seiner frühen Kindheit ein starkes Stottern entwickelt hat und für das Leben im Rampenlicht nur bedingt geeignet ist. Entsprechend froh ist er, dass der königliche Thron nach dem unausweichlichen Ableben seines Vaters von seinem Bruder David übernommen wird. Im Mittelpunkt des Films stehen zunächst Prinz Albert und sein Kampf gegen die sprachliche Behinderung. Hierzu sucht er den Rat des australischen Sprachtherapeuten Lionel Logue.

"The King's Speech" bietet unheimlich viel. Er legt den Fokus zunächst auf seinen Protagonisten, einen störrischen und deprimierten Monarchen, der unter vielerlei Druck zu leiden hat. Zunächst widerwillig beginnt er die Sprachtherapie, während der dem Zuschauer einige wirklich brillante und unterhaltsame Dialoge geboten werden. Eh man sich versieht wird das britische Königshaus von Tragödien und Skandalen durcheinander gewirbelt und "Bertie" befindet sich mittendrin, während sich der Ton des Films von rührend und komisch immer weiter in Richtung politisch bewegt.

Zum Ende des Films hat sich der Schwerpunkt endgültig verschoben. Wir befinden uns jetzt in einem Europa das zum zweiten Mal in einem noch jungen Jahrhundert einem schrecklichen Krieg gegenüber steht und wir sehen es durch die Augen unseres Protagonisten, der erst vor Kurzem die Verantwortung übernommen hat das britische Königreich in und durch den Krieg zu führen. Sowohl die Anspannung des von Angst durchsetzten Europa als auch die inneren Tumulte des jungen Königs sind hier sehr stark präsent.


Trotz des großen Bereiches den der Film zum Ende hin überblickt verliert er nie seinen Protagonisten aus den Augen. Er ist von einer Wärme durchzogen, die zu keiner Zeit kitschig oder künstlich wirkt. Das erstklassige Zwischenspiel von Firth und Rush ist der rote Faden dieses wundervollen Films und macht seinen Kern aus. Die Geschichte einer sehr unüblichen Freundschaft, die einen unsicheren Monarchen zu einem König gemacht hat. "The King's Speech" ist zurecht einer der wichtigsten Oscar-Kandidaten dieses Jahres. Er ist witzig und unterhaltsam ohne albern zu sein. Er ist rührend und inspirierend ohne kitschig zu sein.

3 Kommentare:

jraedisch hat gesagt…

The King's Speech steht auf jeden Fall auf meiner Liste - gemeinsam mit True Grit und 127 Hours. Also schonmal vielen Dank für den stimmungsvollen Appetithappen! Als nächsten Blogeintrag wünsche ich mir wahlweise eine richtige Underdog Rezension, um Freunde zu beeindrucken, oder einen intelligenten Verriss eines scheinbar brillianten Streifens. Zum Schluss sei mir ein Zwiebelfisch gestattet.

Timo Löhndorf hat gesagt…

Das wusste ich tatsächlich nicht, habe es mal korrigiert.
Wenn ich "scheinbar brilliant" höre springt mir sofort Inception ins Gedächtnis..

jraedisch hat gesagt…

Wär schonmal ein Anfang. Im Kino fand ich ihn allerdings annehmbar.
Ansonsten mal gucken, was Tarantino als nächstes vermarktet.